10.11.19
Tagebucheintragung- Auszug „...Frau S. ist eine neue Bewohnerin auf dem Wohnbereich. Sie hat dementielle Beeinträchtigungen. Seit zwei Wochen scheint sie da zu sein und sucht Austausch und Aktion. Mit ihr beginnt Kommunikation und Interaktion am Tisch im Essensraum. Das gibt mir Hoffnung. Das gefällt mir.“
25.2.20
Frau S. ist unterwegs.
Sie lebt auf unserer Station und ist örtlich und zeitlich desorientiert. Sie bewegt sich vor allem nach dem Mittagessen im kleinen Radius um den zentralen Tisch und sucht nach Beschäftigung. Jedes Mal, wenn Sie etwas gefunden hat, lässt sie es schnell wieder sein. Sie kann sich nicht konzentrieren und sucht doch immer etwas. Sie ist wie von einer Unruhe getrieben. Immer wieder steht sie von ihrem Platz auf und geht in kleinen, kurzen Schritten im Raum herum. Sie sucht nach Ansprache bei ihren MitbewohnerInnen und wenn sie dort auf keine Reaktion stößt, dann versucht sie es bei den PflegerInnen. Meist beginnt sie das Gespräch mit den dringenden Worten: „Wo muss ich denn jetzt hin?“ oder „Was muss ich denn jetzt tun?“
Gerne entert sie das Schwesternzimmer während der Übergabe. Egal was im Raum gesprochen wird, sie fühlt sich angesprochen und zuständig und denkt, ihr würden Aufgaben übertragen. Dann sagt sie immer wieder „Was soll ich denn jetzt tun?“
Und was tun WIR? Wir schicken Sie aus dem Zimmer. Wir sagen ihr, sie solle sich setzen oder sie solle auf der Station spazieren. Natürlich hilft das alles nicht und kann zu keiner Lösung führen. Aber „was sollen WIR denn tun?“
30.7.20
Frau S. sitzt im Rollstuhl – gehen kann Frau S. nicht mehr.
Frau S. fühlt sich angesprochen, egal was im Raum gesprochen wird. Sie hat immer das Gefühl, dass sie gemeint ist.
Immer wieder hebt sie bittend die Hand und ruft „Hallo“ „Hallo“ „Hallo“ immer wieder. Wir antworten „Hallo Frau S.!“ sie antwortet verzweifelt oder bittend oder fordernd: „Kommen sie doch mal her!“. Wenn ich mich dann zu ihr stelle, ihre Hand nehme und sie frage: „Was kann ich für sie tun?“ oder „Was wollen sie denn tun?“ Dann bekomme ich die Antwort: „Ach, ich weiß es doch auch nicht.“
Ich drehe mich um und gehe, um weitere Aufgaben zu erledigen und in meinem Rücken hebt sich die Hand von Frau S. und sie ruft mir hinterher: „Hallo!!! – kommen sie doch mal her!!!“
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